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"Ausbildung fern vom Elternhaus" - Artikel der DHZ vom 14. März 2025

17.03.2025

Über 70.000 Ausbildungsstellen unbesetzt, gleichzeitig mehr als 26.000 junge Leute ohne Ausbildungsplatz: Die Zahlen des Berufsbildungsberichts 2024 zeigen, dass es zwar Stellen und Nachfrager gibt, diese aber nicht immer zusammenkommen. „Ob ein Ausbildungsplatz besetzt werden kann, hängt mitunter auch davon ab, ob es Wohnmöglichkeiten für Azubis gibt“, betont der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Vor allem in Ballungsräumen stünden Auszubildende mit Studenten und Geringverdienern im Wettbewerb um bezahlbaren Wohnraum.

Zimmer gegen Ehrenamt

München als Deutschlands teuerste Stadt für Mieter ist dafür das beste Beispiel. Ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft kostet hier im Schnitt über 600 Euro kalt, zu viel für Azubis. Folglich ist das Angebot des Azubiwerks begehrt. 463 Wohnplätze für Auszubildende hat dieses gemeinsame Projekt der Stadt München, des Kreisjugendrings und der Jugend des Deutschen Gewerkschaftsbundes derzeit. Weitere 339 Plätze sind in Arbeit. 15 Prozent der derzeitigen Bewohner machen eine handwerkliche Ausbildung. Die Chance, einen der begehrten Plätze
zu ergattern, hängt von der Höhe der Ausbildungsvergütung, ehrenamtlichem Engagement sowie der Dringlichkeit der aktuellen Wohnsituation ab.

„Junges Wohnen“ begehrt

Bisher hat die Stadt München das subventionierte Azubiwohnen ausschließlich aus kommunalen Mitteln finanziert. Für laufende und künftige Projekte wollen die Stadtplaner aber Fördergelder über das Programm „Junges Wohnen“ nutzen. Dieses Bundesprogramm ist im März 2023 im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus gestartet. Es soll die Länder dabei unterstützen, Wohnheimplätze für Studenten und Auszubildende zu schaffen beziehungsweise vorhandene Heime zu modernisieren. Jährlich stellt die Bundesregierung 500 Millionen Euro bereit, die Länder in der Regel ebenso viel. 2023 hat der Bund Fördermittel für4.200 Wohneinheiten bewilligt. 2024 sind es nach vorläufigen Zahlen knapp 10.000, darunter 7.000 Neubauten oder -käufe. Sowohl für 2025 als auch für 2026 und darüber hinaus ist laut Bundesbauministerium eine Fördersumme von 500 Millionen Euro jährlich vorgesehen. Der ZDH begrüßt das Programm. Es sei ein gutes Signal und ein wichtiger Beitrag für mehr Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung. Gleichzeitig gebe es noch Verbesserungsbedarf beispielsweise bei der Förderung von temporären Wohnangeboten. In Bayern und Baden Württemberg zum Beispiel sind Internate an überbetrieblichen Bildungszentren vom Programm „Junges Wohnen“ ausgeschlossen. Dabei machen laut Verband der Kolpinghäuser Blockschüler in diesen beiden Bundesländern 80 Prozent der Bewohner von Jugendwohneinrichtungen aus. Tendenziell nehme Blockbeschulung zu, weil Berufsschulen für verschiedene Ausbildungsberufe geschlossen werden. Dann müssen Auszubildende zu weiter entfernten Schulen reisen und dort wohnen.

Begleitung für Minderjährige

Weiteren Nachbesserungsbedarf sehen die Kolpingwerke beim sozialpädagogisch begleiteten Azubi- und Jugendwohnen. Dies sei in Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen von der Förderung ausgeschlossen, bringe aber 200.000 junge Menschen pro Jahr unter. Die Verbindung von Wohnraum mit Freizeitangeboten und Unterstützung bei persönlichen und ausbildungsbezogenen Anliegen sei wertvoll, vor allem für minderjährige Azubis und junge Leute, die aus dem Ausland angeworben wurden. Laut Verband der Kolpinghäuser lasse sich die Begleitung an der Ausbildungsabbrecherquote ablesen. Diese betrage bei Kolping nur fünf Prozent, bundesweit 30 Prozent.